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AutorenbildMaria Brader

Von Schriftrollen, Höhlen, und antiken Sekten.

Exkursion nach Khirbet Qumran und En Gedi.



Wenn es in Jerusalem kalt und neblig wird, dann ist es Zeit für eine Exkursion, die letzte vor den Weihnachtsferien. So flohen wir dem Regen und dem Grau und fuhren ans Tote Meer aber nicht, um zu baden, sondern um uns nun, nach zahlreichen Judaistik-Vorlesungen und Bibel-Seminaren, endlich Qumran anzusehen. Dort wurden 1947 ca. 900-1000 Schriftrollen, in abertausende Einzelfragmente zerfallen, gefunden. Dabei handelte es sich um biblische und außerbiblische Texte, Schriften der dort ansässigen Gemeinde, wie Ordnungen und Rechtstexte, kalendarische Schriften, Weisheitsliteratur,… Fazit: Alles was ein Theolog*innenherz höher schlagen lässt.



Und so diskutierten wir fleißig: Skriptorium oder Villa Rustica, militärische Anlage oder Klosterleben, zwei Besiedlungsphasen oder drei, Essener oder nicht?

Dabei durften wir uns um eine studentische Führung freuen, die uns die zahlreichen Überreste erläuterte: Mikwen, Zisternen, Wachturm, Wohnhaus, und schließlich – ein ganz spannendes Thema – einer der größten jüdischen Friedhöfe aus der Antike. Komplett mit Meerblick und kontroverser Ausgrabungsgeschichte.


(Blick vom Friedhof zum Toten Meer)


Die zweite Station des Tages war En Gedi, etwas weiter südlich, wo wir kurzerhand in den Wadi einstiegen, das Ziel deutlich vor Augen: Ein chalkolitisches Höhenheiligtum. Was schöner war, die Ausgrabung selbst oder der Weg dorthin, da scheiden sich die Geister. Doch die hier seltenen Wasserfälle, den Blick auf die Berge, die letzten Ausläufer der Wüste, auf der einen Seite und der Blick auf das Tote Meer auf der anderen Seite war schon fast unschlagbar.



Oben angekommen gab’s erst einmal Kekse (unsere Studienleitung weiß, wie sie ihre Studis bei Laune hält), eine Fotosession (sehr windig) und anschließend einen weiteren Vortrag. Wir schritten über die Mauern des Heiligtums, erahnten die Fundorte von Götterstatuen und Kultobjekten, suchten nach den Löchern, in denen Tierknochen vergraben waren, und diskutierten, ob der angrenzende Raum tatsächlich eine Schlafstätte für die hier dienenden Priester gewesen sein konnte. In einem Selbstversuch testeten wir außerdem, für wie viele Priester hier denn Platz gewesen sein konnte – ausreichend, würden wir sagen.


(Nach dem etwa einstündigen Aufstieg machte es uns nichts aus, bei einem kleinen Schläfchen den Schlafraum zu testen.)


Beim Abstieg schauten wir noch bei einer Synagoge vorbei, damit wir keine Entzugserscheinungen über die Ferien aufweisen würden. Dort versuchten wir, die hebräischen Inschriften, die ins Mosaik gelegt wurden, zu entziffern – ein kleiner Vorgeschmack auf die Vorlesung im nächsten Semester bei unserer Dekanin Prof. Erzberger?








Abends verabschiedeten wir unsere Heimreisenden mit einer kleinen vorgezogenen Weihnachtsfeier – inklusive Weihnachtsliedersingen, Improv-Krippenspiel, und einer überraschenden Tortenspende von Seiten P. Nikodemus‘.


(Torte = glückliche Studis)


Ich wünsche euch allen gesegnete Weihnachtsfeiertage und ein gutes neues Jahr 2023!

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1 Comment


Khaled Yousef
Khaled Yousef
Dec 24, 2022

Sehr interessant!!

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