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AutorenbildMaria Brader

Die Wüste lebt!

Aktualisiert: 14. Sept. 2022

Die Wüste - Ort der Gottesbegegnung, Ort der Versuchung. Ort, an dem 20 Studis unglaublich viel Wasser trinken und jede Menge Sonnencreme schmieren. Ein Ort, von dem man meint, er müsste wie ausgestorben sein - und der doch voller Leben ist.



Wenn es heißt, um 4:15 aufzustehen, sind die meisten Studierenden wohl nicht begeistert. Doch uns hatte eine aufgeregte Vorfreude gepackt - zum ersten Mal würden wir in die Wüste fahren, um dort vom Mitzpeh Yericho durch den Wadi Qelt zu wandern, vorbei am griechisch-orthodoxen Kloster St. Georg bis nach Jericho, einer der ältesten Städte der Welt.

Im Mitzpeh Yericho angekommen stiegen wir einige Meter auf ein etwas höher gelegenes Plateau und waren sofort überwältigt - einerseits von der Schwüle, die eine Vorbotin der Hitze des Tages war, und andererseits von der Sonne, die sich schon mit ihrem orange-roten Glanz von Jordanien her ankündigte.

In dieser besonderen Atmosphäre, die steinigen Hügel der Wüste unter uns, der anbrechende Tag, der nur auf uns wartete, feierten wir gemeinsam eine Morgenandacht, bevor wir in den Wadi einstiegen.


„Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!" (Jes 40,3)

Wir gingen flussaufwärts, entdeckten römische Aquädukte, staunten über den dicht bewachsenen Bach, der inmitten von Sand und Stein eine Schneise von einem schattigen Wanderweg bot. Nicht lange, da kamen wir zu einem kleinen Wasserfall, der uns mit leisem Plätschern lockte, noch ein letztes Mal die Kühle des Wassers zu nutzen, bevor wir die Wanderung richtig begannen.




So abgekühlt, Kappen und Tücher nass gemacht, waren wir nun bestens gerüstet für den Tag. Der Weg führte uns entlang des Baches, bis wir schließlich die Hügel hinaufstiegen und den höheren Weg nutzten. Von dort hatten wir einen wunderbaren Blick auf das grüne Tal, konnten Klippdachse, Adler, Reiher, Wiedehopf und allerlei anderes Getier beobachten und uns dabei nicht wirklich so richtig einsam fühlen, wie man es sich so von der Wüste erwarten würde. Dazu kam, dass wir immer wieder Hirten und Hirtinnen sahen - begleitet von Eseln, Ziegen und Hunden, die in Herden dahinzogen. So sahen wir einige wenige Hütten, die vor der Sonne und der Kälte der Nacht Schutz bieten sollten, das Wasser war über lange Strecken hinweg in bewussten Bahnen in einem zweiten Bachbett gelenkt, und vereinzelt konnten wir Bunker vom Krieg von 1967 entdecken.



Und trotzdem war es unglaublich, wie weit die Wüste scheint - vor allem, wenn einem die Sonne dann mit fortschreitender Tageszeit auf den Kopf brennt und die Schattenplätze immer weniger werden. So waren wir ziemlich froh, als wir unser erstes Etappenziel erspähten: Das griechisch-orthodoxe Kloster St. Georg.



Das Kloster grüßte uns schon von Weitem mit den meterhohen Kreuzen, die als Vorboten aufgestellt worden waren. So stiegen wir an einem (überraschend) gut befestigten Weg hinab und nahmen die uns im Kontrast so laut und geschäftig scheinende Atmosphäre in uns auf. Leider konnten wir das Kloster nicht von innen besichtigen, aber von einem schattigen Platz unter einem Baum aus beobachteten wir Pilgergruppen und Eseltreiber, während wir unsere Hummus-Brote aßen - und das war fast genauso spannend.


Das letzte Stück nach Jericho zurück war vergleichsweise kurz, aber heiß. Der zuvor kühlende Wind brachte nur Hitze, und die Luft wurde immer schwüler. Doch bald hörten auch die letzten in unserer Karawane die Rufe der "Pioniere" unserer Gruppe, die weit vorne liefen: "Da ist Jericho!". So motiviert und von unseren letzten Keksen und Datteln gestärkt schafften wir auch das finale Stück unserer Wanderung bis zum Bus, der uns am Rande der Stadt abholte. Und ich kann versichern, so dankbar war noch nie jemand für eine Klimaanlage.






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